Kiebitz

Kiebitz-Projekt

Seit 2016 engagiert sich unser Verein beim Kiebitz-Projekt mit dem Ziel, die Vogelart beim Aufbau einer Kolonie zu unterstützen.

Früher war der Kiebitz im Aareal, wie auch in der Schweiz, ein weiterverbreiteter Vogel der offenen Agrarlandschaft. Er wurde deshalb auch als Vereinslogo für den NVVM ausgewählt. Mit zunehmender maschineller Bodenbearbeitung und neuen Anbaumethoden wurde der Lebensraum knapper. Schliesslich verschwand die Art als Brutvogel zwischen Thun und Bern vollständig. Immer wieder konnten aber noch kleine Trupps oder Einzelvögel auf dem Zug beobachtet werden. Sehr erfreulich war daher im Jahr 2011 ein erster Brutversuch dieser Art im Hechtenloch zwischen Münsingen und Rubigen. Das erste Mal Jungvögel konnten im April 2012 entdeckt werden. In den darauf folgenden Jahren wurde zwar jährlich gebrütet und vereinzelt kam es zum Schlupf der Jungvögel, welche aber nach einigen Tagen verschwanden. Vermutlich war der Druck von Prädatoren (Räubern) zu gross. 

Ab dem Frühjahr 2015 wurden überraschend vereinzelte Kiebitze im Grossacher zwischen Schwandwald und Bahnlinie  Bern-Thun beobachtet. Später wurden auf derselben Fläche auch Jungvögel entdeckt. Im selben Jahr wurde der Dialog mit dem Landwirt gesucht und es entstand daraus eine sehr gute Zusammenarbeit.

Vor der Brutsaison 2016 wurden Zäune um ein Gebiet von 11ha Land errichtet. Die Zäune wurden während der Brutsaison täglich durch Freiwillige des NVVM, der Abteilung für Naturförderung und durch private Helfer kontrolliert. Während der ganzen Saison wurde das Projekt fachkundig durch Dr. Raffael Aye, Schweizer Vogelschutz/Birdlife (SVS), unterstützt und begleitet.
Aus Untersuchungen der Vogelwarte Sempach im Wauwilermoos geht hervor, dass der empfindliche Kiebitz ohne solche Schutzmassnahmen kaum eine Chance hat eine Kolonie aufzubauen. Mittels Zaun werden grössere Bodenräuber wie Fuchs und Hunde ferngehalten. Dank der Grösse der bestehenden Kleinkolonie kann der Kiebitz potentielle Angreifer aus der Luft (Greif- und Rabenvögel) selbstständig verjagen.
Der Aufwand hat sich gelohnt: Aus vier Bruten erreichten 2016 mindestens sechs Jungvögel das Flugalter.

Seit 2016 wurden erneut Zäune errichtet, sofern die Kiebitze auf einem Feld eines Landwirten nisteten, mit dem eine entsprechende Vereinbarung abgeschlossen worden war.

Grossacher

Auf dem Grossacher wurden im April 2020 regelmässig etwa 8 Altvögel beobachtet, manchmal mehr (darunter wohl teilweise Vögel aus dem Hechtenloch). Es gab Balz- und Nestbauaktivitäten, Ende Mai wurde im Urdinkelfeld ein Ei mit Prädationsspuren gefunden, es gab also mind. ein Gelege. Gegen Ende Monat verschwanden die Vögel. Ein Verdacht auf ein Junge führendes Weibchen konnte nicht bestätigt werden. Im Hechtenloch wurden während der Brutsaison im April und Mai regelmässig bis zu 6 Altvögel beobachtet. Anfang Mai wurde ein Nest entdeckt, die Jungvögel schlüpften einige Tage später (mind. 2 Pulli), verschwanden aber nach kurzer Zeit. Insgesamt gehen wir im Grossacher und Hechtenloch von etwa 4 Brutpaaren aus, es wurden keine Jungvögel flügge. Als Fördermassnahme wurde dieses Jahr auf dem Grossacker eine nicht ideal umgesetzte kleinere Kiebitzbrache angelegt. Die neue biologische Bewirtschaftung mit vielen Striegeleinsätzen, kleinen Schlägen und vielen nicht sehr kiebitzfreundlichen Kulturen, sowie der Einsatz von Vogelscheuchen gegen Soja-Saatgut-fressende Tauben, machten das Gebiet für die Kiebitze weniger attraktiv als noch vor ein paar Jahren. Als Folge verzettelte sich die Kolonie auf viele verschiedene Standorte zwischen dem Rüfenachtmoos und dem Hechtenloch (zeitweise wurden Kiebitze bis zum Golfplatz in Kiesen gesehen). Mögliche Gründe für die Brutverluste waren Störungen sowie die hohen Dichten von Krähen, Greifvögeln und Störchen. Im Hechtenloch war zudem häufig ein Fuchs unterwegs. 

2023: Das Kiebitzprojekt wurde bis auf weiteres brachgelegt, da in den letzten drei Jahren nur noch vereinzelte Paare auf dem Grossacher gesichtet wurden.