Chesselau

Naturschutzgebiet Chesselau

2022 feiern wir das 50-jährige Jubiläum Chesselau

Gerhard Schärer, erster Präsident des NVVM dazu: Diese Heckenpflanzung war damals ein Pionierprojekt und in der Region erstmalig ausgeführt. Die Nationale Heckenaktion des SLKV (Schweiz. Landeskomitee für Vogelschutz) startete nämlich erst 1979.

1971 kam es im Rahmen des Autobahnbaus zu einer Gesamtmelioration, Giessenläufe wurden zugedeckt, Güter zusammengelegt. Eine Parzelle von ca. 60 Aren Ackerland auf Boden Wichtrach sowie Münsingen wurde ausgeschieden als Ersatzfläche. Die damaligen Ornithologischen Vereine Münsingen und Wichtrach, Abteilungen Vogelschutz, offerierten dem Kanton die Anpflanzung von Hecken und deren langfristige Pflege. Bereits 1972 wurde von den Vereinen an den Kanton der Antrag gestellt, dass das Gebiet unter Naturschutz gestellt würde.

1972 wurden rund 1150 Heckenpflanzen und 20 Pappeln auf einer Gesamtlänge von rund 400m angepflanzt. Damals waren sie Pioniere im Heckenanbau, es war noch kein entsprechendes Wissen vorhanden. Rückblickend wurde die Hecke mit 10m zu breit geplant, ausserdem und wurden abwechselnd schwachwüchsige und starkwüchsige Büschen gepflanzt, was dazu führte, dass viele der ursprünglichen Pflanzen verschwanden. Die Pappeln sind nicht einheimisch sondern stammen aus Kanada.

Ein weiteres Problem stellte der Verbiss durch Rehe dar, was dazu führte, dass 1973 die Parzelle mit einem Autobahnzaun umgeben wurde. In den Anfangsjahren von 1973 bis 1980 musste regelmässig das starkwüchsige Gras zwischen den noch kleinen Setzlingen ausgemäht werden, später musste dafür gesorgt werden, dass das Schilf nicht ins Kulturland wuchs.

In der Mitte der Hecke auf Münsinger Boden wurde eine Wiese geplant, welche für die Kaninchenzüchter zum Heuen und Ernten gedacht war. Längerfristig war die Idee, dass die Wiese durch den Schnitt ausgemagert würde, was jedoch nicht eintrat. Daraufhin bewilligte die Gemeinde das Abhumusieren. Im Winter 1990/91 wurde auf einer Fläche von 46 Aren die Fettwiese 25cm tief abhumusiert. Auf der Fläche von 8 Aren wurde eine Flachwasserzone geschaffen, ausserdem wurden zwei Teiche von mind. 1m Tiefe ausgehoben. 2000 Kubikmeter Material, davon 1000 Kubikmeter Humus, wurde abtransportiert. Die Landwirte der näheren Umgebung übten Kritik darüber, dass wertvolles Kulturland verloren ging.  Es kam zu anfänglichen Problemen mit Töfflifahrern im Gelände, Abfall und Grillplätzen.

Nach der Abhumusierung kam flächendeckend Tausendgüldenkraut auf. Vereinzelt gab es Orchideen. Es ist eine vielfältige und artenreiche Feuchtwiese entstanden. Das Gebiet ist der Lebensraum geworden für verschiedene Schmetterling, Libellen. Als Neuankömmling ist die Schiefkopfschrecke zu erwähnen. Es wurden Unterschlüpfe für die Zauneidechse erstellt. Beim Flachteich rasten Limikolen auf dem Zug, im Schilf brüten Teich- und Sumpfrohrsänger und die Goldammer ist gegenwärtig. In der näheren Umgebung wurden wiederholt Fischotter festgestellt. Hermeline lassen sich beobachten. In der Hecke mit den Pappeln gibt es einen Fuchsbau und der Biber gräbt Löcher, in die die mähenden Männer manchmal unverhofft einsinken. 

Mit der Gemeinde Münsingen besteht ein Pachtvertrag mit Pflegeplan. Die Wiese wird im Juni rsp. Oktober partiell gemäht, so dass stets ein Teil für Insekten stehenbleibt. Schilf und Kratzbeeren werden gemäht und abtransportiert. Ausserdem jäten Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins jährlich Neophyten. 

In den 80er-Jahren gab es von den Landwirten Reklamationen, dass die Hecke zu einer Mäuseplage führe. Als Reaktion darauf wurde einerseits ein Mäusekurs organisiert und andererseits ging die Pflege der Hecke auf Wichtracher Boden auf den Werkhof Wichtrach über, welcher diese bis heute durchführt.